Manchmal finden wir einen sehr unschönen Wand-Untergrund vor.
Geschrieben von Volker Geyer am
Bevor unsere Mitarbeiter Wohnungen schön gestalten, sind die Vorarbeiten oft sehr aufwendig, wie es in diesem Fall gewesen wäre.
Fertighaus aus den 80igern. Zwei Räume sollen zusammengelegt werden. Die Trockenbau-Zwischenwand hat der Eigentümer bereits ausgebaut, ein zuvor eher untergeordneter Raum soll nun dem Wohnzimmer zugefügt werden und diesen um die Hälfte vergrößern. Eine schöneRaumgestaltung sollte her, mediterraner Stil. Macht alles Sinn! „Die Tapeten haben wir schon weitestgehend abgemacht“ hat mir die angehende Kundin am Telefon gesagt. Aber was ist denn das? Die Aufmerksamkeit bei meinem ersten Vororttermin galt dem Untergrund. Die Tapete war nur an den Stellen entfernt, wo sie sich leicht entfernen ließ. Die unangenehmen Stellen will man dem Fachmann überlassen.
Zudem waren die Gipskartonplatten an einigen Stellen nicht ausreichend befestigt, sogar lose. Die Verspachtelung der Gipskartonplatten in den Eckbereichen zur Wand war gar nicht vorhanden, die Verspachtelung der allgemeinen Plattenstöße wies Risse auf, die Verspachtelung der Schraubenköpfe war nicht plan, zahlreiche Schraubenköpfe standen vor, sie waren nicht ausreichend tief eingeschraubt.
Ich überlegte kurz, ob ich hier überhaupt ein Angebot erstellen sollte. Denn die vorbereitenden Arbeiten, bis es überhaupt erst zu den Gestaltungsarbeiten kommt, sind aufwendig und kostenintensiv. Dieses sprach ich mit der Interessentin vor Ort ausführlich durch.
Während des Gesprächs noch versuchte ich, die möglichen Kunden menschlich und ihre finanzielle Situation einzuschätzen und ich entschied mich stillschweigend, den mehrstündigen Aufwand für ein Angebot zu investieren. Mein Angebot für dieses 30-qm Wohnzimmer wies eine Endsumme von 9.899,31 € aus, inkl. Untergrundvorbereitung, inkl. Abkofferung für indirekte Beleuchtung, inkl. Vorsatzwand (um die unschönen Rolladenkästen verschwinden zu lassen), inkl. einer Steinpaneelwand als Deko, inkl. drei Seiten des Raumes in Marmorputz, inkl. Decke mit Vliestapete und Anstrich … Ich war mir sicher, diesen Auftrag zu erhalten.
Doch es kam anders. Die Interessenten meldeten sich nicht mehr bei mir. Bis ich nach einer Woche dort anrief. Frau S. sagte zu mir am Telefon: „Moment Herr Geyer, ich reiche Sie an meinen Mann weiter“. Aha, klare Sache: Sie traut sich nicht, mir es zu sagen. „Ihre Gestaltungsvorschläge sind hervorragend, aber mit so hohen Kosten haben wir nicht gerechnet. Gerade, was die Untergrundvorbereitung betrifft.“
Gut, dass wir für gestaltungsberatende Neukundentermine vorher eine kleine Aufwandsentschädigung vereinbaren, in diesem Fall 125,00 €, die dieser Nichtkunde anstandslos und zeitnah bezahlte.
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