Infrarotheizung schlägt Wärmepumpe - Energieexperte Prof. Timo Leukefeld im Interview

Geschrieben von Volker Geyer am

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Foto: Zukunftsinstitut

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Wie sieht die aktuelle Heizungssituation in Deutschland aus, welche Rolle nimmt die immer mehr aufkommende stromgeführte Infrarotheizung in Zukunft ein, wie effizient ist die Wärmepumpe? Zu diesem spannenden Thema habe ich ein ausführliches Gespräch mit dem international anerkannten Energieexperten Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld geführt. Er gilt als Spezialist für das Wohnen der Zukunft und ist ein Pionier der Energie- und Solarbranche.

An der Technischen Universität Bergakademie Freiberg und der Dualen Hochschule Glauchau lehrt er als Honorarprofessor das Thema vernetzte hochgradig energieautarke Gebäude. Mit seinem Unternehmen berät er Politik, Wirtschaft, Banken, Bausparkassen, Kommunen und Bauherren in Fragen der Zukunftsgestaltung mit Blick auf Energie und Ressourcen. Auf seinen Reisen rund um die Welt erforscht er interdisziplinär und kreativ neue Modelle für das Wohnen und Leben der Zukunft.

Es freut mich sehr, dass ich Prof. Leukefeld für ein Interview zur Zukunft des Heizens für unseren MW-Blog gewinnen konnte.

DAS INTERVIEW:

Wie sehen Sie die allgemeine Heizungssituation in Deutschland?

Prof. Leukefeld: Ein ganzheitlicher Blick auf das Thema Energieeinsparung und CO₂-Reduzierung ist entscheidend. Neben der Heizung spielen auch Haushaltsstrom, Warmwasser und Mobilität eine zentrale Rolle. Der Heizungsmarkt in Deutschland wird derzeit noch von flüssigkeitsgeführten Systemen wie Öl- und Gasheizungen dominiert. Das sind Technologien, die sich über mehr als 100 Jahre bewährt haben. Doch die Rahmenbedingungen sind nun verändert: Die Energiekosten – natürlich auch die für das Heizen - steigen und steigen. Neubauten und sanierte Bestandsgebäude haben heute einen deutlich geringeren Heizwärmebedarf als früher. Zudem sorgt der voranschreitende Klimawandel für mildere Winter, wodurch sich der Heizwärmebedarf weiter reduziert. Alle diese Aspekte müssen Berücksichtigung finden bei neuen Lösungen. Mittlerweile beginnen viele Menschen beim Thema Heizung umzudenken und suchen nach neuen, einfacheren und effizienten Möglichkeiten.

Wohin geht die Entwicklung beim Heizen?

Prof. Leukefeld: In den kommenden Jahren wird es in der Heizungstechnik zu einer grundlegenden Veränderung kommen. Es geht immer mehr weg von flüssigkeitsgeführten, komplexen, störanfälligen und kostenintensiven Systemen zumeist hin, zu leichten, strombasierten Infrarotheizungen, idealerweise in Verbindung mit Photovoltaik. Infrarotheizungen benötigen weder Rohrleitungen noch Wasserführungen oder Heizkörper, sie sind in der Herstellung mit Blick auf die graue Energie nachhaltig und die Installation ist einfacher und schneller. Außerdem sind sie wartungsfrei und haben mit 30 Jahren eine lange Lebensdauer. Die Wärmepumpe kommt da nicht mit und ich bin mir sicher, sie wird weiter an Attraktivität verlieren.

Was bedeutet das in der Praxis?

Prof. Leukefeld: Photovoltaik wird immer günstiger und beliebter. In Zukunft kann daher nahezu jedes Haus einen Großteil seines Strombedarfs selbst decken. Dadurch verliert die Wirtschaftlichkeit von Flüssigkeitsheizungen zunehmend an Bedeutung. Die Richtung ist klar: Die Kombination aus Photovoltaik und Infrarotheizung ist für mich die Zukunft des Heizens. Dieses Konzept ermöglicht eine weitgehende Energieautarkie, senkt den CO₂-Ausstoß und reduziert die Instandhaltungskosten erheblich, da Infrarotheizungen wie bereits erwähnt wartungsfrei sind. Im Neubau und bei einer Komplettsanierung lässt sich diese Lösung problemlos umsetzen. In bestehenden Einfamilienhäusern mit funktionierender Gas- oder Ölheizung kann eine schrittweise Umstellung über mehrere Jahre erfolgen. Solange ein Heizkessel noch zuverlässig arbeitet, sollte man ihn nutzen. Sobald er das Ende seiner Lebensdauer erreicht, sind bei einer zuvor schrittweisen Umstellung nur noch wenige Schritte bis zur Heizung der Zukunft notwendig.

Wie ist die derzeitige Akzeptanz einer Infrarotheizung?

Die Nachfrage nach Infrarotheizungen wächst rasant. Mit steigenden Einbauzahlen entwickeln sich diese Heizsysteme zunehmend zum Selbstläufer. Sie überzeugen durch eine außergewöhnlich lange Lebensdauer von 30 Jahren und mehr, niedrige Investitionskosten sowie Wartungsfreiheit. Zudem punkten sie mit einem hohen Maß an Nachhaltigkeit, da ihre Herstellung nur einen minimalen Energieaufwand erfordert. Die Wartungsfreiheit sorgt für Unabhängigkeit von Handwerkereinsätzen, und Heizungsausfälle sind nahezu ausgeschlossen. Auch das Risiko von undichten Heizungsrohren und daraus resultierenden Wasserschäden entfällt vollständig, dies ist ein weiterer entscheidender Vorteil. Infrarotheizungen sind genau die Technologie, die die Energiewende voranbringt, nicht die Wärmepumpe.

Was ist der Unterschied zwischen Infrarotwärme und der klassischen Konvektionswärme?

Das ist eine wichtige Frage. Konvektionswärme kennen wir alle von klassischen Heizkörpern oder Fußbodenheizungen. Dabei wird die Luft in der Nähe des Heizelements erwärmt, steigt nach oben und erzeugt eine sogenannte Konvektionswalze, die Luft wird umgewälzt. Dies führt zu einem eher ungemütlichen Temperaturunterschied zwischen Decke und Boden und verursacht die für viele Allergiker und Hausfrauen lästige Staubaufwirbelung. Herkömmliche Heizsysteme sind träge, sie benötigen mehrere Stunden, um einen Raum aufzuheizen, haben durch die zum Teil kilometerlangen Rohrleitungen hohe Wärmeverluste und verbrauchen dadurch viel Energie.

Eine Infrarotheizung hingegen arbeitet mit Strahlungswärme. Diese erwärmt ursächlich nicht die Luft, sondern durchdringt sie und trifft direkt auf Oberflächen und Körper, die die Wärme aufnehmen, reflektieren und, wenn sie selbst erwärmt sind, diese auch abstrahlen. Dadurch entsteht eine gleichmäßige, angenehme Wärme, die den Raum und die Menschen darin sanft umhüllt ohne Staub aufzuwirbeln. Das sorgt für eine besonders angenehme Raumluft, die für viele Menschen ein gesünderes Wohnklima bedeutet. Infrarotheizungen reagieren schnell. Sobald sie eingeschaltet werden, ist die Wärme gleich spürbar. Strahlungswärme empfinden wir als besonders natürlich, sie folgt dem Prinzip von Sonnenwärme und eines Kachelofens. Es führt zu einer sehr hohen Behaglichkeit. Nicht ohne Grund möchten viele Menschen, die einmal in einem mit Infrarot beheizten Zuhause gelebt haben, nicht mehr zur klassischen Fußbodenheizung zurückkehren.

Wie schätzen Sie die Zukunft von Wärmepumpen ein?

Mit der Zeit zeigt sich immer mehr, die Zukunft der Heiztechnik liegt nicht in der Wärmepumpe. Zwar wurde dieses Konzept politisch stark gefördert, doch in der Praxis zeigen sich wesentliche Herausforderungen. Die Anschaffungskosten sind hoch, der Betrieb verursacht oft höhere Heizkosten als erwartet, und die Lebensdauer ist im Vergleich zu anderen Lösungen sehr begrenzt. Hinzu kommt der zunehmende Fachkräftemangel, wer soll all die vielen Wärmepumpen installieren und warten? Viele Auszubildende scheitern an der komplexen Technik und werden daher auch keine benötigten Spezialisten. Die aktuellen Zahlen deuten bereits auf einen rückläufigen Trend hin, vor allem dann, wenn Sie nicht mehr so hoch gefördert wird. Für mich liegt die Zukunft des Heizens in der Kombination aus elektrischer Infrarotheizung mit Strahlungswärme und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Diese Lösung ist effizient, flexibel und passt sich den Bedürfnissen moderner Gebäude optimal an.

Wie kann ein Wechsel des Heizsystems in der Praxis aussehen?

Beim Neubau und bei einer Vollsanierung bietet sich der Kompletteinstieg in die Infrarotheizung mit Strahlungswärme an, idealerweise in Kombination mit Photovoltaik. In bestehenden Gebäuden kann der Wechsel schrittweise erfolgen. Ein Beispiel: Bei einer anstehenden Badsanierung wird das neue Bad zunächst mit einer Infrarotheizung als Ergänzungsheizung ausgestattet. So können erste Erfahrungen mit der neuen Technik gesammelt werden. Viele Hauseigentümer entscheiden sich dann für den vollständigen Umstieg, wenn der alte Heizkessel irgendwann ausgetauscht werden muss. Gerade in Verbindung mit Photovoltaik entsteht so eine effiziente, nachhaltige und zukunftssichere Heizlösung für das eigene Zuhause.

Haben Sie ein konkretes Erfolgsbeispiel zur Infrarotheizung?

Kürzlich haben wir einen Bauträger im bayerischen Ehingen begleitet, der ein Mehrfamilienhaus mit fünf Wohneinheiten und einer Gesamtwohnfläche von 370 Quadratmetern realisiert hat. In dem Gebäude leben acht Personen. Es ist mit einer Photovoltaikanlage, einer elektrischen Infrarotheizung und einer dezentralen elektrischen Warmwasserbereitung mit unserem Autarkie-Boiler ausgestattet. Der jährliche Strombedarf aus dem Netz für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom liegt bei nur 8.000 Kilowattstunden für das gesamte Gebäude. Im August 2024 wurde das Projekt auf Spiegel Online als Titelstory unter dem Titel „Das wohl sparsamste Mehrfamilienhaus Deutschlands“ vorgestellt.

Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview, lieber Professor Leukefeld.

Professor Timo Leukefeld

Er ist ein gefragter Redner in Deutschland, Österreich und in der Schweiz mit Fachvorträgen auch in Israel, in Schweden und in China auf dem ISES Solar World Congress. In den vergangenen Jahren hat er unzählige Projekte begleitet und zahlreiche Preise gewonnen. Seine Expertise findet breite mediale Beachtung, unter anderem berichteten ARD, ZDF, RTL, MDR, Stern, Capital, Focus, FAZ, Spiegel, Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung über ihn und seine Arbeit. Seine Website www.timoleukefeld.de

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Die Teile einer Infrarot-Flächenheizung für unter Putz. Foto: Laco Heat

Expertenbetriebe

Die Partnerbetriebe von Malerische Wohnideen sind spezialisierte Fachbetriebe, die umfassend in der Beratung und fachgerechten Montage von unsichtbaren, unter Putz verlegten Infrarot-Flächenheizungen geschult sind. Mit ihrem Know-how und handwerklicher Präzision sorgen sie dafür, dass die innovative Heiztechnologie nahtlos in Wände und Decken integriert wird, für ein angenehmes Raumklima ohne sichtbare Heizkörper. So verbinden sie modernes Wohngefühl mit effizienter, nachhaltiger Wärmetechnik.

Erfahren Sie mehr zu unsichtbar unter Putz verlegten Infrarot-Flächenheizungen.

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Was ist die Summe aus 7 und 3?
  • Gerhard Weitmann

    Unter Putz verlegte Heizungsfolien sind seit mehr als 20 Jahren auf dem Markt. Es ist nicht anderes als eine elektrische Flächenheizung. Ob die Bezeichnung Infrarotheizung nach den Aussagen der Infrarotverbände richtig ist klären. Nach dem Leitfaden der Verbände beginnt eine Infrarotheizung ab einem Strahlungswirkungsgrad von 40 Prozent nach internationaler DIN IEC. Die vorgestellte Flächenheizung erwärmt in der Regel mit niedriger Temperatur auf Putz, z. B. unter der Anstrich oder der Tapete oder direkt im Putz den Raum. Bei fachmännischer Anbringung, z. B. auch in Wärmebrücken, ist eine Schimmelpilzbildung bei Beheizung nicht mehr möglich - die Oberflächentemperatur liegt über dem Taupunkt.
    Die Flächenheizung benötigt immer eine längere Zeitspanne zur Erwärmung des Raumes und sollte immer in Betrieb mit einer Temperaturregelung für Tag und Nacht. Sie ist auch als Deckenheizung geeignet.
    Wer jedoch kurzfristig ein Wohlfühlklima in einem Raum erzielen möchte sollte diesen mit einer Deckeninfrarotheizung mir hohem Strahlungswirkungsgrad und hoher Oberflächentemperatur ausstatten.

    • Malerische Wohnideen

      Besten Dank für Ihren Kommentar. Viele Grüße

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