Heimtextil! Der größten internationalen Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien habe ich ein ausführliches Interview gegeben.

Geschrieben von Volker Geyer am

Heimtextil, Webchance, Social Media, Internetmarketing, Handwerk

„Herr Geyer, wir möchten, dass Sie den vielen tausend Leserinnen und Lesern unseres Heimtextil-Newsletters und den 70.000 Heimtextil-Messebesuchern im Januar Einblick in Ihr erfolgreiches Social Media Marketing geben, wie Sie mit Internet und Social Media neue Kunden und neue Aufträge generieren. Wäre das für Sie denkbar?“

Nicht nur denkbar!

Vielen Dank für die Anfrage, gerne will ich mein Praxiswissen und meine Erfahrungen weitergeben. Am 08. Januar 2014 werde ich dazu auf der Vortragsbühne der Messe Frankfurt aus meinem Nähkästchen plaudern. Vorab habe ich dem Messeveranstalter für seinen Newsletter einige Fragen zu diesem Thema beantwortet.

Das Interview:

Heimtextil: Wohnen und Einrichtung ist ja etwas sehr Haptisches, etwas, das der Kunde anfassen und erleben möchte. Wie lässt sich das mit der virtuellen Welt zusammenbringen?

Unser Thema ist zunächst ein Optisches. Ein schönes Bild sagt mehr als tausend Worte. Das erste Interesse für eine Tapeten- oder Stoffgestaltung lässt sich mit einem stimmungsvollen Bild  – am besten mit etwas Text garniert – erzeugen. Ausdruckstarke Bilder lassen sich am einfachsten, am kostengünstigsten und am schnellsten über das Internet verbreiten. Über Social Media setzt dann der virale Effekt ein, also die Weiterverbreitung sozusagen im Schneeballsystem. Wenn dann ein möglicher Kunde an einem stimmungsvollen Bild mit einem tollen Produkt Gefallen findet und er obendrein noch Bedarf hat, erst dann interessiert ihn Haptik und anderes. Jedenfalls kommt er dann auf uns zu, per E-Mail oder Anruf. Und dann ist alles wie im echten Leben: Der mögliche Kunde kommt entweder zu uns oder wir besuchen ihn. Nun kann er fühlen, tasten, schmecken … Danach bekommt er von uns ein Angebot und wir von ihm oft einen Auftrag.

Heimtextil: Welche Chancen sehen Sie im Online-Handel für die Einrichtungsbranche?

Das Web ist eine riesige Chance für jedes Klein- und mittelständige Unternehmen. Egal, ob Einzelhandel, Handwerk, Gewerbe, Dienstleister… und egal, ob regional positioniert oder flächendeckend agierend. Das Internet beeinflusst mittlerweile alle Märkte. Jeder ist irgendwo Kunde. Überlegen Sie selbst: Wo informieren Sie sich, wo kaufen Sie? Internet und Social Media nehmen für KMUs einen immer größer werdenden Stellenwert ein, um wahrgenommen zu werden. Wollen diese auch in Zukunft erfolgreich sein, kommen sie an einer individuellen, maßgeschneiderten Webstrategie nicht vorbei.

Heimtextil: Was kann das konkret in der Praxis bedeuten?

Unser kleines Handwerksunternehmen hat 2010 mit strategischem Internetmarketing begonnen, zunächst sehr einfach und übersichtlich. Mittlerweile verzeichnen wir über 16.000 Follower auf Twitter, über 3.600 Fans auf Facebook und Tag für Tag über 5.000 Besucher auf unserer Internetseite. Damit generieren wir 67 Prozent unseres gesamten Firmenumsatzes und etwa 20 Prozent Firmenwachstum jedes Jahr. Auf allen Kanälen stehen die Zeichen auf weiteres Wachstum. Im Grunde genommen ist das Web für uns mehr, als nur eine Chance, die wir wahrgenommen haben. Es hat unser Unternehmen positiv und nachhaltig verändert, unsere Zukunft ist dadurch gesichert. Und was bei uns funktioniert, kann für andere Unternehmen auch funktionieren.

Heimtextil: Welche Werkzeuge braucht man dazu?

Die Werkzeuge sind mittlerweile verdammt vielfältig und man sollte tunlichst vermeiden, alle für sich einsetzen zu wollen. Die Auswahl der Tools richtet sich vornehmlich nach der Zielgruppe, die man erreichen möchte und nach den Produkten und Dienstleistungen, die man anbietet. Für mich ist das wichtigste Tool unser Internet-Showroom mit über 400 Gestaltungsbeispielen und unser „Schöne-Wände“ Weblog mit drei bis fünf neuen Beiträgen in der Woche. Hier zeigen wir unsere Kompetenz, erzeugen gewünschte Stimmungen, geben gezielte Informationen, erzählen Geschichten und wir erzielen mit all diesen Inhalten ein sehr ordentliches Google-Ranking bei den für uns wichtigen Suchbegriffen. Die Inhalte unseres Internet-Showrooms und die Blogbeiträge verbreiten wir dann auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen wie Twitter, Facebook, XING, Google+ und Pinterest. Auf allen diesen Plattformen beginnt dann nach einer Beitragsveröffentlichung das Interagieren mit den interessierten Fans oder Followern. Ganz besonders ausgeprägt ist die Interaktion auf Facebook.

Heimtextil: Was können – in dieser Hinsicht unerfahrene – Mittelständler mittels Online-Marketing für ihr Unternehmen tun?

Die Marketinggrundsätze für ein Unternehmen haben sich mit dem Online-Marketing nicht verändert – jedenfalls nicht wesentlich. Wir als Handwerksbetrieb müssen pünktlich, sauber und zuverlässig sein, wir müssen hohe Qualität an Arbeit abliefern und unsere Mitarbeiter müssen freundlich und zuvorkommend sein. Darüber hinaus brauchen wir ein Firmenlogo, das aussagefähig ist und das so berühmte Alleinstellungsmerkmal hat. Damit steht und fällt die Attraktivität eines jeden Unternehmens. Das war schon ohne Internet so. Die grundsätzlichen Marketinghausaufgaben werden durch das Online-Marketing also nicht ersetzt. Lediglich die Kommunikation hat sich durch das Web 2.0 dramatisch verändert. Fanden Weiterempfehlungen früher meist in kleiner Runde beim Kaffeekränzchen im Wohnzimmer statt, sind es heute die verschiedenen Social-Media-Plattformen, die Positives und Negatives in Windeseile durch das Netz vervielfältigen. Die virtuellen Kaffeekränzchen finden heute 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche im Internet statt. Das birgt Empfehlungspotenzial ohne Gleichen. Folglich ist die Aufgabe eines KMUs im Web: dafür zu sorgen, dass es viel Positives über zu berichten gibt und genau diese Dinge ins Internet zu stellen.

Heimtextil: Gibt es weitere Tipps, die Sie uns verraten möchten?

Erklären Sie das Thema Web 2.0-Marketing zur Chefsache. Schauen Sie nach den TOPs Ihrer Branche und nach Web-Stars aus anderen Branchen und machen Sie sich ein Bild davon, was im Netz für Ihr Unternehmen alles möglich sein kann. Nehmen Sie sich täglich eine Stunde Zeit für dieses Thema und fangen Sie übersichtlich und in kleinen Schritten an, ein Konzept zu entwickeln und dieses Schritt für Schritt umzusetzen. Hier gilt ganz besonders: Lieber unperfekt starten, als perfekt abzuwarten. Nach und nach werden Sie die Möglichkeiten und die Web 2.0-Mechanismen kennen und für sich zu nutzen lernen. Viele Firmen haben mit dem Start eines Weblogs sehr gute Erfahrungen gemacht. Ein Blog muss mit regelmäßigen Beiträgen gefüttert werden. Um eine entsprechende Aufmerksamkeit zu erzielen, sollte aus meiner Sicht  jede Woche mindestens ein Beitrag veröffentlicht werden, mehr ist besser. Erfahrungsgemäß werden die kleinen Blog-Geschichten aus dem Alltag und Beiträge mit nützlichen Tipps am meisten gelesenen und weiterverbreitet. Für KMUs mit womöglich weiblichen Endverbraucherzielgruppen ist eine Facebook-Fanseite aus meiner Sicht Pflicht. Die Marketing-Möglichkeiten auf Facebook sind ausgesprochen vielfältig und überaus zielgruppenorientiert, das Feedback dort kann enorm sein. Unternehmen die sich im B-to-B Bereich bewegen, sollten sich anfänglich eher auf Businessplattformen wie XING und LinkedIn ein gezieltes Kontaktnetzwerk aufbauen. Dort tummeln sich die für B-to-B interessanten Blogleser und die schließlich so wichtigen Entscheider. Wer viel mit Bildern arbeitet, sollte alsbald Pinterest als zusätzliche Plattform dazu nehmen. Mein letzter, vielleicht wichtigster Tipp für Sie: Machen Sie’s wie ich, fangen Sie einfach an. (Interviewende)

Zur Heimtextil

Zum Vortragsprogramm der Heimtextil/WebChance in Frankfurt/M. 2014

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